Jünger Gutenbergs und Schwartzkünstler

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Der Begriff: Gautschen
Das Wort Gautscher stammt wahrscheinlich aus dem Französischen: coucher. Ein Gautscher sorgt für den ersten Entwässerungsschritt, indem er den frisch geschöpften, feuchten Papierbogen vom Sieb auf eine Filzunterlage ablegt. Auf das abgelegte Papierblatt wurde wieder ein Filz und darauf wieder ein Papierblatt gelegt, usw. War ein Stapel von 180 Papierbogen und 182 Filzen entstanden, hieß dieser Stoß in der Sprache der Papiermacher Pauscht.

Das „Gautschen” als alter Buchdruckerbrauch
Das Gautschen ist ein bis in das 16. Jahrhundert zurück verfolgbarer Brauch des Buchdruckerhandwerks. Hierbei musste der zu gautschende eine Art Freisprechungszeremonie über sich ergehen lassen und einen gehörnten Hut tragen; „Cornut” bedeutet „der Gehörnte”. Der Cornut ist also ein ausgelernter Buchdrucker-Lehrling, der den Gesellenbrief aber noch nicht erhalten hat. Erst nach dieser Gautschzeremonie ist der Cornut würdig genug, um als Mitglied in die Buchdruckerzunft aufgenommen zu werden. Der Cornut wird von den Altgesellen gepackt und auf einen triefend nassen Schwamm gesetzt. Das Anpacken gelingt nicht immer auf den ersten Griff, da der überraschte Cornut sich oft tapfer dagegen sperrt und wehrt. Manche Packer sind allerdings nicht gerade zimperlich, und so ist der Widerstand des Cornuten schnell gebrochen. Nachdem sein Hinterteil kräftig angefeuchtet ist, wird der „angehende Jünger Gutenbergs” entweder in einen Brunnen, in einen Wassertrog oder in einen naheliegenden Bach geworfen. Je mehr er sich wehrt, desto mehr wird er mit Wasser übergossen, unter Wasser gedrückt oder zurück ins Wasser geworfen.
Da es den Beruf des „Buchdruckers” in seiner ursprünglichen Form nicht mehr gibt, werden heute auch Offset-, Tief- und Siebdrucker gegautscht. Inzwischen werden auch Mediengestalter für Digital- und Printmedien und Digitaldrucker gegautscht, obwohl diese im Berufsleben kaum mit richtiger „Druckerschwärze” in Berührung kommen.

Die „Offiziellen” einer Gautschfeier
Den Gautschakt zelebrieren der Gautschmeister, der erste und zweite Packer sowie der Schwammhalter. Zudem muss mindestens ein Zeuge anwesend sein. Das Geschehene beurkunden die „Offiziellen” und die „Zeugen” durch ihre Unterschrift auf dem Gautschbrief des späteren Gesellen.

In einer Gautschfeier geht es immer nass zu! So werden nicht nur die Cornuten, sondern sehr leicht auch die Packer, die Zeugen und sogar einige Zuschauer nass. Gelegentlich gibt es auch sogenannte „Ehren-Cornuten”; diese werden völlig überraschend und ohne von ihrem „Glück” zu ahnen einfach mitgegautscht.

Der Ablauf einer Gautschfeier

  1. Bekanntgabe der Zeremonie oder ganz spontan ohne Ankündigung;
  2. Die Begrüßung und Rede des Gautschmeisters;
  3. Der Gautschvorgang mit Verlesung der Urkunde;
  4. Das anschließende Gautschfest der Beteiligten

Die Rede des Gautschmeisters (hier geschehen am 14.9.2007):
“Sehr geehrte Damen und Herren,
die hochwohllöblichen Jünger Gutenbergs dieser Offizin, der Druckerei Schmerbeck aus Bad Säckingen, zu meiner Rechten und Linken, Herr Roland Matt, Herr Wolfgang Wiesner und Herr Thomas Rudigier, haben mich, Franz Xaver Schmerbeck, für die heutige Tauf’ zu ihrem Gautschmeister gewählt und mir zum Zeichen des „Zeremonienmeisters” einen roten Schal umgehängt. Diese drei Altjünger sind schon über ein Vierteljahrhundert verdienstvolle Mitarbeiter dieser Druckerei.

Ich freue mich, Sie alle begrüßen zu dürfen mit dem von altersher traditionellen Buchdruckergruß: „Gott grüß die Kunst!”. Ich heiße Sie, auch im Namen der Altjünger Gutenbergs, zur Schwarzkünstlertauf’ herzlich willkommen!

Besonders darf ich die Seniorchefin dieser Offizin begrüßen, meine liebe Frau Elisabeth. Sie ist „die gute Seele” des Betriebes und nach wie vor begehrte Buchhalterin der Druckerei. Ich darf herzlich begrüßen die Eltern der beiden Cornuten Oliver Reinicke aus Waldshut und Stefanie Poppel-Dinges aus Wehr sowie die Patentante des dritten Cornuten aus Bad Säckingen.

Den Namen des dritten Cornuten nannte ich bis jetzt noch nicht. Dies hat einen außergewöhnlichen Grund: Es ist der Chef dieser Druckerei, Franz Schmerbeck – nein, nicht ich, sondern mein Sohn! Die hochwohllöblichen Altgesellen hatten bisher schlicht versäumt, ihren jetzigen Chef nach dem Gautschbrief zu befragen. Als sich jüngst herausstellte, dass er an seinen bisherigen Wirkungsstätten noch nicht gegautscht wurde, war es für unsere drei Altjünger zur Pflicht geworden, dass auch er heute als „Ehren-Cornut” die Wassertauf’ „ad posteriora” erhalten wird.
So, und nun lasst uns zur Gautschzeremonie schreiten!”

Der Gautschspruch
Während des Gautschens ruft der Zeremonienmeister an die Altgesellen und das umstehende Publikum:

„PAKKT AN!
LASST SEINEN CORPUS POSTERIORUM FALLEN

AUF DIESEN NASSEN SCHWAMM,
BIS TRIEFEN BEIDE BALLEN!

DER DURSTGEN SEELE GEBT
EIN STURTZBAD OBEN DRAUFF,

DAS IST DEM SOHNE GUTENBERGS
DIE BESTE ALLERBESTE TAUFF.”

Der Gautschbrief
Nach dem Akt der Taufe wird der Cornut beglückwünscht und der Text seines Gautschbriefes offiziell verlesen. Hier der Text der damaligen Buchdruckerei Paul Schillinger aus Säckingen aus dem Jahre 1964:


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